AUF EIN WORT
LEUCHTEN LASSEN
Auf dem Rückweg bin ich.
Auf dem Rückweg von meinen älter werdenden Eltern, die zusehends Unterstützung brauchen. Vieles, was sie bisher mühelos gemeistert haben, überfordert sie nun. Ich versuche, mögliche Hilfe zu organisieren, manches zu regeln und zu organisieren. Jetzt bin ich auf dem Rückweg zu meiner Familie und meiner Arbeit.
Viele Sorgen und die bedrückende Frage, wie das alles werden wird, habe ich im Gepäck.
Der Bus biegt um die Ecke und öffnet seine Türen. „Guten Tag, einmal bis zum Bahnhof bitte“, sage ich dem Busfahrer und suche nach Kleingeld. Einen kurzen Moment sieht er mich an und meint dann: „Nehmen Sie bitte hier vorne Platz.“
Vielleicht hat er mich nicht richtig verstanden?, überlege ich. „Ich muss noch ein Ticket kaufen“, entgegne ich darum. Er deutet nur auf den Sitz gleich hinter der Tür. „Nehmen Sie einfach Platz. Das ist gut so.“ Verdattert gucke ich ihn an und will mich bedanken. Aber schon nach den ersten Worten macht er nur „Sch-sch“ und legt den Finger an die Lippen. „Setzen Sie sich einfach.“
Beinahe kommen mir die Tränen. Es ist, als hätte dieser mir völlig unbekannte Busfahrer gerade ein Licht für mich angezündet. In all meinen sorgenvollen und dunklen Gedanken leuchtet es nun.
„Lasst euer Licht leuchten vor den Menschen“, fordert Jesus uns auf. Heute habe ich gespürt, wie das praktisch geht. Ob der Busfahrer diesen Satz von Jesus kennt und ob er aus christlicher Motivation heraus so nett zu mir war – all das weiß ich nicht. Aber irgendwie spielt das auch gar keine Rolle. Für mich steht fest: In alles, was vor mir liegt, will ich diesen Leucht-Moment mitnehmen.
Dass es in den oft eher dunklen Oktober- und November-Tagen viele Leucht-Momente für Sie geben möge, wünscht Ihnen
Ihre Pastorin Almut Berndt